Eisberge

Am nächsten Tag erwartet uns ein Highlight der Reise: Ilulissat und der Eisfjord Kangia! Mit den Zodiacs landen wir früh am Morgen in Ilulissat an. Es herrscht bereits regsames Treiben in Grönlands drittgrößter Stadt. Über 4.500 Menschen leben hier, deren wichtigstes wirtschaftliches Standbein die Fisch- und Krabbenverarbeitung ist. Aber auch der Tourismus nimmt eine immer größer werdende Bedeutung ein.

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Touristen, die hierherkommen, wollen vor allem eines: Eisberge sehen! Und das kann man in der Arktis nirgends besser als am Eisfjord Kangia. Der 55 km lange und 7 km breite Fjord wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Nachdem wir uns zunächst etwas im Ort kundig gemacht haben, begeben wir uns natürlich auch auf die Wanderung zum Eisfjord. Bereits auf dem Weg dorthin kann man die vor sich hintreibenden Eisberge beobachten. Dicht an dicht ziehen die zum Teil riesigen Eisgiganten in Richtung Mündung zur Disko-Bucht.

Der Fjord hat eine Tiefe von 1.200 m, doch an der Mündung misst er nur noch 200 m, weshalb ein Rückstau der Eiskolosse in den Meeresarm entsteht. Der Blick auf diesen Eisberg-Stau ist traumhaft schön. Wer meint, Eisberge sehen alle gleich aus, der irrt. Jeder sieht anders aus und hat seinen eigenen, unwiderstehlichen Zauber. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Einige sehen aus wie von Künstlerhand geformt, andere erwecken den Eindruck einer Insel, so groß sind sie. Wie Skulpturen spiegeln sie sich im eisblauen Wasser des Fjords. Ständig entdeckt man neue Formen: da ist zum Beispiel ein kleinerer Eisberg, der wie ein auf dem Rücken schwimmender Seeotter ausschaut. Ich kann mich an diesen Kunstwerken der Natur einfach nicht sattsehen.

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Die Wanderung entlang des Kangia-Eisfjords ist ein „Muss“, wenn man in Ilulissat ist. Es ist wirklich ein atemberaubendes Erlebnis. Kann das noch übertroffen werden? Es kann!

Eisberg-Safari

Nach dem Mittagessen fahren wir nämlich mit den Schlauchbooten in den Fjord und können die Eisschönheiten aus einer ganz anderen Perspektive genießen. Eine Eisberg-Safari mit den Zodiacs! Toll! Die Sonne strahlt vom fast wolkenlosen Himmel und die Inseln aus Eis spiegeln sich im tief blauen Wasser des Fjords.

Diese Art von Safari ist wirklich etwas zum Genießen und ein Fotomotiv ist schöner als das andere.

Nach dem Abendessen lassen wir uns Beverleys Mandarinenkuchen schmecken und lauschen Henryks Vortrag mit dem Titel: „The history of Greenland – The last Viking“.

Am nächsten Morgen ist die Halbinsel Nuussuaq mit der kleinen Siedlung Saqqaq (170 Einwohner) unser erstes Ziel (Saqqaq-Kultur). Wir haben Glück und können einen Blick in die hübsche Kirche des Ortes werfen, die aus dem Jahr 1908 stammt.

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Riesige Vogelkolonie

Nach unserer Rückkehr zur „Rembrandt Van Rijn“ setzen wir unsere Fahrt fort. Für den späteren Nachmittag ist eine weitere Anlandung nördlich von Arve Prinsens Ejland geplant. Als wir dann in den Zodiacs sitzen, weiß keiner, was uns erwartet, denn auch Henryk und Kasper waren hier noch nie an Land. Doch die Eisbedingungen machen uns einen Strich durch die Rechnung und verhindern unsere Erstanlandung.

So sehr sich Henryk und Kasper auch bemühen, die dicht an dicht zusammengeschobenen Eisschollen geben den Weg nicht frei. Aber das macht nichts, denn als Entschädigung finden wir eine riesige Kolonie von Dreizehenmöwen. Tausende dieser Seevögel nisten an den steilen Felswänden und fliegen ununterbrochen zwischen den schroffen Klippen und den Eismassen hin und her.

Wir haben die Außenborder ausgeschaltet und können so dieses Naturschauspiel nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Ohren genießen. Es ist grandios anzusehen, wenn sie, wie auf Kommando, alle auf einmal von den Eisschollen losfliegen.

Nach unserer Rückkehr zum Schiff wartet bereits das Abendessen – geräucherter Lachs – auf uns und wir setzen unsere Reise in den nördlichen Teil der Disko-Insel fort. Wann immer es geht, werden auch die Segel gesetzt.

Geisterstadt

Früh am folgenden Tag steht der Besuch einer Geisterstadt auf dem Programm: Qutdligssat. Der Ort ist seit 1972 verlassen. Als es noch rentabel war, wurde hier Kohle abgebaut. Mitten in der Siedlung steht ein Haus, das noch völlig bewohnbar aussieht und an einem Mast weht die dänische Flagge.

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Hier lernen wir Flemming kennen. Flemming hat hier mit seinen Eltern, die von 1947 – 1950 das Krankenhaus leiteten, ein paar Jahre seiner Kindheit verbracht. Er kommt schon seit vielen Jahren in die Geistersiedlung zurück und verbringt hier die Sommermonate in dem orange gestrichenen Haus seiner Eltern.

Henryk und Kasper brauchen Flemming natürlich nicht zu bitten, uns den Ort – bzw. das was davon übrig ist – zu zeigen. Diese willkommene Abwechslung lässt er sich natürlich nicht entgehen und für uns sind seine Schilderungen eine lehrreiche und lebendige Geschichtsstunde. Und so ganz alleine lebt der Däne hier dann doch nicht. Ich schaffe es noch, gerade so eben seinen „Nachbarn“ zu fotografieren: einen Polarhasen.

Tundra-Wanderung

69°27,5N-053°47,8W / Nangissat. Zu dieser Position hat uns der Kapitän über Nacht gebracht.

Erkundung mit dem Zodiac

Erkundung mit dem Zodiac

Mit den Zodiacs fahren wir an Land, um hier eine Tundra-Wanderung zu unternehmen. Wer schon mal zu Fuß in der Tundra unterwegs gewesen ist, der weiß, warum Gummistiefel (nicht nur für die Schlauchbootanlandungen) unbedingt zur Ausrüstung gehören. Man läuft wie auf einem überdimensional hohen Hochflorteppich und immer wieder versinkt man im knöchelhohen Schmelzwasser.

Bitte nicht streicheln!

Auch bei unserer Nachmittagsanlandung in Sioraq erkunden wir die Tundra. In dieser kleinen Siedlung leben nur 50 Menschen, dafür aber umso mehr Hunde. Henryk rät ab, sie zu streicheln, und scherzhaft fügt er hinzu, dass – wenn man sie trotzdem streicheln möchte – man dann als Rechtshänder die linke Hand benutzen soll.

Bei unseren Wanderungen gibt es neben den grandiosen Aussichten auch immer viel zu entdecken. Da ist zum Beispiel der schon leicht verwitterte Schädelknochen eines Polarfuchses oder der halbe Unterkieferknochen – einschließlich Zähnen – einer Robbe. Über ihr Schicksal kann man nur
Vermutungen anstellen.

Nachdem wir nun den nördlichen Abschnitt der Disko-Insel hinter uns gelassen haben, segeln wir nun wieder gen Süden. Auf den nächsten Tag freue ich mich schon ganz besonders. Hier – südlich von Disko-Island – wollen wir nach Walen Ausschau halten.

Bitte nicht streicheln

Bitte nicht streicheln

Torbogen aus Eis

Torbogen aus Eis

Riesige Eisberge und ein riesiger Wal

Die Szenerie ist wieder einmal spektakulär. Riesige Eisberge – einige mit Torbögen – bieten wunderschöne Fotomotive. Kasper schätzt die Höhe auf ca. 50 Meter; und das sind ja nur die ungefähren 10 Prozent, die über Wasser sichtbar sind. Die Stille wird plötzlich durch ein Geräusch unterbrochen, das ich nur zu genau kenne und das durch Mark und Bein geht. Der Blas von einem Wal! Dann entdecke ich ihn auch. Es ist ein Finnwal! Er ist schnell unterwegs und vor dem gigantischen Eisberg wirkt er fast wie ein Zwerg.

Dabei ist der Finnwal das zweitgrößte Tier auf der Welt (nach dem Blauwal). Sein Gewicht (bis 80 Tonnen) und seine Länge (bis 26 Meter) sprechen für sich. Was für ein schöner Vormittag!

Im Naturhafen von Qeqertarsuaq

Für unsere vorletzte Anlandung brauchen wir nicht in die Zodiacs zu steigen. Wir haben die Möglichkeit, mit der „Rembrandt Van Rijn“ im Naturhafen von Qeqertarsuaq anzulegen. Nicht weit von hier haben wir den Finnwal beobachten können. Die Region ist für seinen Walreichtum bekannt und so wundert es nicht, dass auch das Stadtwappen des Ortes von einem Wal geziert wird.

Basaltlandschaft

Wie auch schon in Aasiaat sind hier die riesigen Kieferknochen eines Grönlandwals zu einem Tor aufgestellt. Nach einem Spaziergang durch den Ort fahren wir mit den Schlauchbooten zu einer weiteren Attraktion des Ortes. An der Südküste befindet sich eine der faszinierendsten Basaltlandschaften Grönlands. Diese zum Teil bizarr wirkenden Basaltformationen und Säulen sind einmalig schön und verleihen der Landschaft ein nahezu märchenhaftes Antlitz.

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Auf der Rückfahrt zum Schiff taucht dann noch ein Buckelwal auf. Er zeigt uns kurz seine Fluke und taucht ab. Wir warten bestimmt 10 Minuten, doch er ist nicht mehr zu entdecken. Trotzdem ein krönender Tagesabschluss!

Tolle Fotomotive

Die letzte Landerkundung unserer Expedition findet auf Gronne Ejland statt. Die Insel mit ihren Vogelkolonien und Überresten aus der Thule-Kultur ist streng geschützt. Wir erklimmen einen kleinen Berg und genießen den herrlichen Ausblick, die Stille und den wunderbaren Sonnenschein, der uns fast jeden Tag für 24 Stunden hold war.

Zum Abschluss unserer gelungenen Disko-Insel-Umrundung erfüllt uns der Kapitän noch einen Wunsch. Ein bestimmtes Segelmanöver, bei dem das Schiff trotz gesetzter Segel steht, erlaubt es uns in die Zodiacs zu steigen. Mehrmals umkreisen wir die „Rembrandt Van Rijn“, die unter Segel ein tolles Fotomotiv abgibt.

Im Gepäck verstaue ich wunderbare Eindrücke

Später an Deck suche ich mir ein ruhiges Plätzchen und lasse in Gedanken die Reise Revue passieren. Schon bald geht es zurück nach Deutschland. Im Gepäck ca. 1.000 Fotos, viele spannende Erlebnisse aus Westgrönland … und natürlich meine Winterbekleidung, die ich wieder in den hintersten Winkel meines Kleiderschrankes verstauen werde. Bis zur nächsten Expedition in die Arktis!

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